Das Kabel, das ich nicht wollte

30.05.2011 Permalink

Im Januar sind wir innerhalb Bonns umgezogen. Kleines Kind daheim: da ändern sich die Bedürfnisse dann doch. Größere Wohnung, andere Lage, Garten etc. Unser Wohnzimmer ist groß, so ca. 6x4 Meter. Und unser Fernseher macht irgendwie nur an dem Platz Sinn, der am weitesten von der Fernsehsignaldose entfernt ist.

Wir hatten bis dato einen 4:3 LC Fernseher mit analogem Anschluss plus Festplatten/DVD Recorder, beides vielleicht fünf Jahre alt. Und ich hatte keine Ahnung, wie der Stand der Technik aussieht. Also wie das Kabelsignal unseres Providers zum Fernseher kriegen? Ein langes Koaxialkabel? An der Wand und über Türdurchgänge verlegt? Keine charmante Lösung.

Erster Ansatz im Dezember 2010: ein ordentlicher Fachhandel. Was kann ich tun? Gibt's da nicht etwas, um diese Hürde zu überwinden? Antwort: nehmen Sie ein gutes Kabel, 15 Meter sind kein Problem.

Zweiter Ansatz: Google, Google, Google.

Um das Ergebnis für eilige Leser vorweg zu nehmen: das lange Kabel habe ich nicht gekauft. Inzwischen habe ich neben einem neuen Full HD Backlight LED Fernseher zwei preiswerte Mini PCs angeschafft, überbrücke die Strecke mit einem Homeplug AV Adapter, verwende als Software im wesentlichen Ubuntu, TVheadend, OSCam, TwonkyServer und XBMC. Man sieht keine Kabel und hört keine Lüfter rauschen.


Sideboard (Fernseher versteckt)

Flacher Wandkasten für Backend

Sideboard geöffnet

Wandkastendeckel entfernt

Wir können außer mit dem Fernseher auch über jedes Notebook Fernsehen, unsere Fotosammlung betrachten und Musik aus Webradio, Last.FM oder unserer gerippten CD Sammlung hören. Für unser Tivoli Model Two habe ich noch einen UPnP Streaming Client gekauft. In der Küche läuft über ein altes Notebook Fernsehen oder Musik, während ich abends noch was koche. Und meine Frau kann ihren iPod Touch nicht nur mit Musik und Fotos sondern auch mit Fernsehaufnahmen betanken. Und das wichtigste: der Kram hat den WAT (Wife Acceptance Test) bestanden.

Den Fernseher und vorhandenen WLAN-Router nicht eingerechnet, hat der Spaß ca. 1100 Euro und viele Abende gekostet. Neben den jetzt verfügbaren Features hat es mir vor allem eine recht umfassende Bildung bzgl. relevanter Hardware, Software, Standards und schwieriger Knackpunkte gebracht.

In den kommenden Monaten kann ich aus diesem Fundus noch einiges in meinem Blog berichten, was im Überblick so aussieht:

Die Frage, die sich jetzt mancher, der selbst gerade nach Lösungsmöglichkeiten für das eigene Heim sucht, stellen wird, ist: Soll ich mich auf eine Bastelarbeit einlassen, riskiere ich damit zuhause den Frieden und tausche obendrein noch Geld und Freizeit für eine halbgare Frickellösung ein? Wer computertechnisch geschickt ist, mit Linux umgehen kann und auch vor Skriptprogrammierung nicht zurückschreckt, kann sich m.E. darauf einlassen. Die Hardware und Software ist reif und nutzerfreundlich genug, um nach weniger als drei Stunden den Kern auf den Beinen zu haben. Im Netz gibt es haufenweise Anleitungen und Hinweise, um fast jede Aufgabe kurzfristig zu lösen. Tatsächlich war mein Startpunkt ein gerade 12 Euro teurer 8GB USB-Stick, auf den ich ein bootfähiges Ubuntu installiert habe, um mich ohne Risiko erstmal vorzutasten.

Meine Anforderungen an mein "Projekt" entstanden auch erst mit der Zeit:

Hier noch die Aufstellung der bei mir verwendeten Hardware:

Fernseher
Frontend Mini-PCZotac MAG Mini HD-ND01
Full-HD Fernseher 26"LG 26LE5500
Audioboxen für FernseherCreative GigaWorks T20
FernbedienungHama MCE Remote
Maus/Tastatur kabellosKeysonic ACK-540RF+
HDMI Kabel 1mAmazon Basics
Backend
Backend Mini-PCFoxconn R10-S4, 1 TB HDD
Smargo Card ReaderMaxdigital Cardreader+
Koax VerteilerHama
2 DVB-T/C ReceiverSundtek MediaTV Digital Home
Backend WandverkleidungSelbstbau aus Birke Multiplex Platten
Infrastruktur
Backup HDD 1TBFreecom 1TB 3.5" USB HDD
WLAN Router / DSL ModemAVM Fritzbox 3170
Homeplug AV ConnectorDevolo dLAN 200 AVplus Starter Kit

Mehr zu diesem Thema in den kommenden Monaten...